Lernresistent aber kampfbereit und erfolgreich

Am Sonntag traten die Glarner Eishockeyaner zum Rückspiel gegen die Crocodile Flyers aus Weinfelden an. Man wollte sich für die knappe Niederlage im ersten Saisonspiel revanchieren. Mit viel Selbstvertrauen aus dem deutlichen Heimsieg stellte man sich dieser Aufgabe.

Von Fabio Lutz

Zuerst etwas aus eigener Sache. Erstens: Captain Dominique Müller war trotz seines verfrühten Abgangs im letzten Spiel nicht gesperrt. Zum Glück ist der voreilige Verdacht des Chronisten nicht eingetreten. Zweitens: Daniel Moreno hat im letzten Spiel KEINEN Hattrick erzielt. Das Zählen gehört nicht zu meinen Stärken und bei 12 Toren kommt meine Dyskalkulie ab und an zum Vorschein. Ich möchte mich hier für jegliche schlechte Recherche, allfällige Fehlinformation und Polemik entschuldigen. Drittens: Die vielen Strafen gegen den Glarner EC werden mit einem internen Strafenkatalog sanktioniert. Entweder ist man lernresistent oder man plant üppige Teamferien auf Bora-Bora oder so.

Nun aber zum Spiel. Nach exakt 24 Sekunden spedierte Daniel Moreno das Spielgerät auf die Tribüne und wanderte dafür raus. Er hatte wohl jemandem auf der Tribüne einen Puck versprochen. Die Thurgauer kamen so früh zu einer Überzahl und tauchten gefährlich vor dem Glarner Tor auf. Mit guter Verteidigungsarbeit gelang es aber, die brenzligen Situationen zu meistern. Man fand im Anschluss besser ins Spiel. Nach zehn Minuten stocherte Jungspund Tim Büttiker so lange nach, bis der Puck im Tor der fliegenden Krokodile lag. Blöderweise hatte der Torhüter die Scheibe blockiert. Dem Gegner gefiels nicht, Büttiker gewann das «Tete-a-Tete» mit einem Thurgauer und der Schiri annullierte den Treffer. Gleich im Anschluss jubelten die Gastgeber. Ein unglückliches Eigentor vom sonst solide spielenden GEC-Keeper liess die Hausherren jubeln. Mit dem 1:0-Rückstand ging man in die Pause.

Der Beginn ins Mitteldrittel war wenig berauschend. Es schlichen sich viele Fehler und Unkonzentriertheiten ein. Einen solchen nutzten die Thurgauer und bauten Ihre Führung auf 2:0 aus. In solchen Spielen folgte oft ein kollektives Auseinanderbrechen. Heute aber war es ein Weckruf. In der 30. Minute traf Daniel Moreno, in Überzahl, nach der Tribüne auch das Tor zum Anschluss. In der 37. netzte Gilles Kessler, ebenfalls in Überzahl, zum Ausgleich ein. Kommen wir zurück zum unsäglichen Thema Strafen. Joel Küttel fasste kurz vor Drittelsende eine solche. Eine «Nettigkeit» in Richtung Unparteiischer verlängerte Küttels Aufenthalt in der Kühlbox um weitere zwei Minuten. In Weinfelden erhielt der Kaltbrunner allerdings keine Wolldecke. Man wehrte sich also wieder einmal zu viert gegen einen neuerlichen Rückstand. Nach 40 Minuten stand es 2:2.

Im letzten Drittel kam man besser aus den Startlöchern. Küttel kam wieder zurück, der GEC durfte in Überzahl spielen und Topscorer Jeret Anderegg schoss die Gäste ein erstes Mal in Front. Leider hielt diese nur zwei Minuten, dann glichen die Crocodile Flyers aus. Für die letzten 15 Minuten war Spannung vorprogrammiert. In der 52. Minute tankte sich Philipp Hensler unwiderstehlich durch, bediente vor dem Tor den aufgerückten Michael Mettler, welcher zum vierten Treffer einnetzte. In den letzten Minuten glich das Spiel einer Abwehrschlacht. Daniel Moreno schoss noch einmal eine Scheibe auf die Tribüne und erschwerte damit denn Schlussgang für seine Farben. Wieso Moreno die Tribüne mit Pucks fütterte, konnte im Anschluss nicht restlos geklärt werden. Er war selbst ratlos und kommentierte seine Aussetzer mit «Das isch mer imfall noch niä passiert. Ich bin untröschtlich!» Den Zuschauern wird bald neben einer obligatorischen Schutzmaske auch ein Helm mit Vollvisier empfohlen, wenn Moreno sein Korn nicht sauber eingestellt hat. Die Glarner kämpften, rackerten und warfen sich heroisch in die Schüsse. So konnte mit vereinten Kräften ein wichtiger Sieg nach 60 Minuten gefeiert werden.

Der zweite Sieg in Folge ist Tatsache, die Revanche geglückt, das Krokodil vom Himmel geholt (Es fliegt ja…). Gegen einen guten Gegner konnte man dank einer starken Kollektivleistung punkten. Trotz vielen Strafen erhielt man kein Tor in Unterzahl. Auf der anderen Seite erzielte man alle Treffer in Überzahl. Neben der kompakten Mannschaftsleistung bilden die «Special-Teams» momentan eine Stärke des Glarner EC. Zur angesprochenen Lernresistenz: Mit 135 erhaltenen Strafminuten belegen die Glarner in dieser Disziplin den unangefochtenen Spitzenplatz. Zum Vergleich: Der EHC Uzwil hat mit 64 Minuten am zweitmeisten ausgesprochene Strafen erhalten. Hier ist also, dem guten Unterzahlspiel in Ehren, Handlung gefordert. «Player of the match» Philipp Hensler hob die Mannschaft nach dem Spiel in den Vordergrund: «Wir haben uns nach dem 2:0 zurückgekämpft. Unser Schlussmann hielt uns in einer schwierigen Phase im Spiel und jeder hat seinen Job gemacht. So konnten wir am Ende als Team gewinnen. Die Strafen sollten wir reduzieren. Sie bringen uns immer wieder aus dem Konzept.» Laut Hensler sei auch der Teamspirit ausschlaggebend: «Wir haben eine super Moral. Neben und auf dem Feld sind wir eine Einheit. Jetzt müssen wir hart weiterarbeiten und den Schwung in die nächsten Spiele mitnehmen.» Am kommenden Wochenende haben die Glarner kein Spiel. Das nächste folgt am 31. Oktober in der GLKB-Arena. Zu Gast ist der EHC St. Gallen. Gegen die Ostschweizer strebt man den dritten Sieg in Serie an und freut sich auf zahlreiche Unterstützung. Hoffen wir, dass die Situation um den Virus ein solches zulässt. Hier sind wir alle gefordert, damit die Spiele weitergehen.


EHC Crocodile Flyers : GEC 3:4 (1:0, 1:2, 1:2)
Güttingersreuti, Weinfelden – 66 Zuschauer. – SR Kellenberger, Rentsch.
Tore: 12. P. Rutishauser 1:0. 27. Bischoff (P. Rutishauser) 2:0. 30. Moreno (Ausschluss Kessler, Widmer, Graber) 2:1. 37. Kessler (Hensler, M. Mettler; Strafe gegen CrocodileFlyers angezeigt) 2:2. 44. Je Anderegg (Ausschluss Widmer) 2:3. 46. S. Rutishauser 3:3. 52. M. Mettler (Hensler; Ausschluss Ambrosetti) 3:4.
Best-Player: Philipp Hensler
Strafen: Glarus 11×2 Minuten, EHC Crocodile Flyers 6×2 Minuten.
Glarus: Lutz, Blöchlinger; Ciprian, Küttel; M. Mettler, Schönfelder; Müller, Wirth; Büttiker, Je. Anderegg; Largo, Jo. Anderegg; Kessler, N. Luchsinger, Kubli, N. Wieser; Hensler, Moreno.
Bemerkungen: Glarus ohne Blumer, Zimmermann (beide Armeedienst), S. Lutz, D. Mettler,Mächler (alle verletzt) J. Luchsinger und Ragnolini (mit Junioren).


Nächstes Spiel
Glarner EC : EHC St. Gallen
Sa. 
31. Oktober, 20 Uhr, GLKB-Arena