Von Dominik Hauser
Totgesagte leben bekanntlich länger. Nach den missratenen Auftritten im Januar und dem Fall ans Tabellenende, kämpft sich die 1.Mannschaft des Glarner EC mit der taktisch besten Leistung der Saison zurück ins Geschäft.
Die Vorzeichen standen vor dem Match gegen den EHC Urdorf eher schlecht. Die Formkurve der Glarner zeigte klar nach unten, das Hinspiel gegen die Limmattaler ging ebenfalls verloren und die Verletztenliste war beinahe länger als das Matchblatt aktive GEC Spieler zählte. Es sprach also eigentlich nichts mehr für die Einheimischen und genau diese Chance galt es zu nutzen.
Zu Beginn verhielten sich beide Teams etwas zögerlich, defense first war das Motto. Auch das Strafenkonto belegte dies, in den ersten 20 Minuten sprachen die Unparteiischen nur gerade je eine kleine Bankstrafe aus. Urdorf entwickelte etwas mehr Druck und führte die feinere Klinge, aber Glarus verhielt sich taktisch geschickt und drängte die Angriffe der Zürcher immer wieder auf die Aussenbahnen ins so genannte schlechte Eis. Deshalb ereigneten sich im ersten Drittel kaum gefährliche Situationen vor dem Tor des Glarner EC. Kurz vor Ende der ersten Periode, zum moralisch besten Zeitpunkt, konnte der Torschütze vom Dienst Largo einen Steilpass von Rückkehrer Schönfelder zur 1:0 Führung verwerten.
Auch der Mittelabschnitt begann aus Sicht des Tabellenkellerkindes optimal. Nach einer überstandenen eigenen Strafe konnte er GEC selber zu einem Powerplay antreten. Eigentlich eine Sorgendisziplin, funktionierte das Überzahlspiel von Glarus ausgezeichnet. Verteidiger Weyermann gab einen platzierten Handgelenkschuss von der blauen Linie ab, welcher den Weg vorbei an Freund und Feind ins Netz fand. Dem Urdorf-Keeper war dabei die Sicht verdeckt. Trainer Micheroli konnte anschliessend jedoch nicht auf die Euphoriebremse treten, das tat der EHC Urdorf nämlich gleich selber. Direkt nach dem Wiederanspiel nutzten die Gäste eine kurze Unachtsamkeit in der Glarner Hintermannschaft aus und verkürzten postwendend auf 1:2. Anstatt nun das Momentum vollends auf ihre Seite zu ziehen und womöglich das Resultat zu drehen, verstrickten sich die Urdorfer eigentlich unerklärlich in Diskussionen untereinander und den Schiedsrichtern. Gleich fünfmal wanderte ein Zürcher allein im Mitteldrittel in die Kühlbox. Die Glarner blieben jedoch cool und liessen sich von den Gehässigkeiten nicht anstecken. Ein beruhigendes drittes Tor wollte ihnen zwar nicht gelingen, jedoch brachten sie den Vorsprung ohne allzu grosse Mühe bis in die zweite Pause.
Für den Schlussabschnitt musste erwartet werden, dass der letztjährige Absteiger aus der 2.Liga nochmals eine Schippe nachlegen und den Ausgleich mit aller Vehemenz suchen würde. Wiederum gelang aber dem Glarner EC der bessere Wiedereinstieg. Mitten in die erste Angriffswelle der Gäste konnte Streiff zusammen mit dem aufgerückten Verteidiger Dominique Müller einen Konter fahren. Mit einem schönen Querpass hebelten sie die Defensive aus und Müller versenkte im Stile eines Routiniers zur erstmaligen Zweitoreführung. Von nun an rollten die Urdorf-Angriffe noch intensiver, aber auch planloser und je länger je verzweifelter. Das Fanionteam des GEC blieb seinem Konzept treu und so konnten die meisten Versuche der Zürcher bereits im Keim erstickt werden. Wurde es trotzdem brenzlig, konnten sich die Glarner an diesem Abend auf einen starken Torhüter Fabio Lutz und auch auf das nötige, in dieser Spielzeit häufig vermisste, kleine Quäntchen Wettkampfglück verlassen. Als zum Schluss der EHC Urdorf auch noch den Goalie durch einen sechsten Feldspieler ersetzte und trotzdem keine echte Torgefahr mehr entwickelten, stand fest, dass Glarus die Überraschung schaffen würde. Den 3:1 Heimsieg verdienten sich die Glärnischcracks mit einer defensiv feinen Teamleistung, in dem sie nie aus ihrem spielerischen Korsett ausbrachen und ihre Chancen zu nutzen wussten.
Mit den nicht zwingend budgetierten drei Punkten sind die Nichtabstiegsplätze plötzlich wieder in Reichweite. Wenn der Glarner EC in den beiden verbleibenden Matches der Saison 2016/17, beides Heimspiele, eine ähnliche Leistung auf dem heimischen Gletscher im Buchholz abliefern, sind sechs Punkte und somit das rettende Ufer im Bereich des Möglichen. Das erste „Finalspiel“ findet dabei bereits nächsten Samstag 11. Februar 2017 gegen die GCK Lions statt.
Glarner EC : EHC Urdorf 3:1 (1:0, 1:1, 1:0)
Kunsteisbahn Buchholz, Glarus. – 89 Zuschauer. – SR Isler, Lechelt.
Tore: 19. Largo (Schönfelder) 1:0. 24. Weyermann (Zehnder, Müller Simon; Ausschluss Hauser) 2:0. 25. Müller (Gotti, Grob) 2:1. 43. Müller Dominique (Streiff) 3:1.
Strafen: Glarus 8×2 Minuten, Urdorf 9×2 Minuten plus 1×10 Minuten (Leimgruber).
Glarus: Lutz Fabio; Bühler, Zehnder; Weyermann, Stüssi; Müller Dominique, Freuler; Faoro Patrick, Müller Simon, Streiff Ramon; Largo, Zimmermann, Schönfelder; Anderegg, Faoro Denis, Mettler; Aebli.
Urdorf: Landis; Haas, Bucher; De Crom, Grob; Gotti, Walliser, Hauser; Leimgruber, Müller, Kiser; Pfyfer, Kuoni, Fischer.
Bemerkungen: Glarus ohne Noser, Ciprian, Bruhin, Müller Jeremias, Hauser (alle verletzt), Trainer Zimmermann (krank), Lutz Simon, Loretz (beide abwesend).